Im fruchtbaren Norden der kalifornischen Bay Area, nur eine knappe Stunde von San Francisco, liegt das Sonoma County, eines der besten Weinbaugebiete der USA. Ein Besuch im kleinen Garten Eden.

Die Sensation gelang vor 42 Jahren. An einem schönen Abend im Mai kamen in Paris einige der größten Weinexperten zusammen, um in einer Blindverkostung ausgewählte Rot- und Weißweine zu bewerten. Das Ergebnis sorgte für einen Eklat, denn entgegen aller Erwartungen gingen die Top-Plätze ausschließlich an Weine aus der Neuen Welt.

Frankreich, die größte Wein- und Genussnation der Welt, musste das Haupt vor der als „körperlos“ und „unedel“ empfundenen Konkurrenz jenseits des Atlantiks beugen.

Die neuen Sterne am Weinhimmel kamen aus einer Region, die bislang nur für mittelprächtige Verschnitte und Massenweine bekannt gewesen ist – dem Napa Valley.

Der Pariser Prämierung folgte ein kometenhafter kulinarischer Aufstieg einer ganzen Region. Die außerordentliche landschaftliche Vielfalt, die vielfältigen Böden und das einzigartige Klima boten beste Voraussetzungen für eine Land- und Weinwirtschaft auf ausgesprochen hohem Niveau.

Das Entstehen der New Economy und das boomende Silicon Valley mit seinen vielen solventen Kunden legte ab den 80er Jahren das wirtschaftliche Fundament für die blühende kulinarische Kultur der nördlichen Countys Kaliforniens.

Heute ist die Region einer der bekanntesten Gourmet-Magneten überhaupt. Weinkenner und Foodies aus der ganzen Welt kommen nach Kalifornien, um von den großen Städten im Süden bis in die letzten kleinen Weinkeller des Nordens vorzustoßen. Mehrere der weltbesten Restaurants der The World’s 50 Best Restaurant’s List haben sich in der Region zwischen San Francisco und der scheinbar endlosen Pazifikküste niedergelassen.

Vom Atelier Crenn über die legendäre French Laundry bis zum diesjährigen Miele One To Watch Award Winners SingleThread Farms – die Qualität der örtlichen Produkte machen das Farm-to-Table- Konzept hier so einfach wie naheliegend.

Die Weinbaugebiete der USA besitzen – wie ihre europäischen Verwandten – eine Herkunftsbezeichnung, die so genannten AVAs: American Viticultural Areas. Seit dem berühmten Urteil von Paris ist das Napa Valley ist längst zum Symbol und Aushängeschild für edle Tropfen aus der Neuen Welt geworden. Noch etwas weniger bekannt, aber keinen Deut weniger exzellent ist das Sonoma County, eine Gemeinde, die mittlerweile mehr als 200 hervorragende Weingüter vorweisen kann.

Die Geheimnisse von Sonoma - außergewöhnliche Weinempfehlungen

Hinter dichten, alten Redwood-Wäldern und begünstigt von den kühlenden nächtlichen Brisen der langgezogenen Pazifikküste liegt das Sonoma County. Tagsüber sorgt die kalifornische Sonne für den nötigen Zucker in den Trauben, die Seeluft und die Nebel in den Hügeln des Russian River Valley bringen Kühle und Erhabenheit, die zusammen mit den vielfältigen Böden für die Tiefe und geschmackliche Ernsthaftigkeit dieser Weinbauregion sorgen.

Vulkanische Erden, Lehmböden, Kalk und Schwemmböden sorgen für eine mineralische Vielfalt, die den Ausbau unterschiedlichster Rebsorten möglich macht.

Kalifornische Rotweine sind hinlänglich bekannt, ebenso die herausragenden Chardonnays.

Wir haben Evan Hufford, den Sommelier des Miele One To Watch Award Winners 2018, SingleThread Farms, gebeten, uns frische, sommerliche Weißweine aus Sonoma vorzustellen, die noch nicht in jedem Fachgeschäft erhältlich sind und die charakteristisch sind für diese einzigartige Region. 

Littorai „The Haven Vineyard“ Chenin Blanc, Sonoma Coast 2016

Ted Lemon, einer der talentiertesten Winzer des Sonoma County, ist für seine herrlichen Chardonnays und Pinots bekannt. Eine absolute Rarität hingegen ist Lemons Chenin Blanc, der in einer extrem kleinen Auflage produziert wird. Am Gaumen spürt man fast die Alte Welt, Aromen von Zitrusfrüchten werden kontrastiert von einer Mineralität, die an Kiesel und die leichte Salzluft des Meeres denken lässt. Der Chenin wird im SingleThread als Begleitung zu Chef Kyle Connaughtons Vorspeisenkreation gereicht, die aus einer Vielzahl verschiedener, asiatisch inspirierter kleiner Speisen besteht. Die komplexe Vielschichtigkeit dieses Weines, der trotzdem nicht dominant oder überbordend wirkt, passt perfekt zu Fischgerichten, besonders auch solchen, die rohen Fisch beinhalten. Die perfekte Trinktemperatur für den Chenin Blanc liegt bei 8°C.

Arbe Garbe, White Blend, Sonoma 2016

Der friaulische Winzer Enrico Bertoz, der schon seit vielen Jahren in Sonoma Wein anbaut, hat mit dem Arbe Garbe eine Cuvée kreiert, die von Kennern mit Spitzennoten versehen wurde. Die Weißwein-Mélange besteht aus höchstklassigen Rebsorten wie Malvasia, Ribolla Gialla und Tocai Friulano, die ursprünglich aus der italienischen Heimat des Winzers stammen. Voller Frucht, aromatisch und intensiv kommt er im Glas daher, florale Noten und ein feiner Stamm von Orangen, Zitrus und tropischen Früchten ist deutlich vernehmbar. Trotz der vielgestaltigen Aromen ist der Arbe Garbe nicht schwer und überdeutlich, sondern ein hervorragender Begleiter für viele Gerichte. Im SingleThread wird er zu einem gedämpften Fischgericht mit einer fruchtig-pikanten Soße gereicht. Die Schärfe der Soße wird von der leichten Süße des Weines aufgebrochen und ihre komplexen Nuancen deutlich vertieft. Um die ganze Fülle dieses Weines zu erkunden, kann dieser bei 10°C serviert werden, wenn er zurückhaltender wirken soll, sind 8°C empfohlen.

Arnot-Roberts, “Handal-Denier Vineyard” Falanghina, Dry Creek Valley 2016 

Eine Rarität, selbst für Spitzenrestaurants, ist dieser Wein, der im Dry Creek Valley AVA von zwei Jugendfreunden angebaut wird. Nathan Roberts und Duncan Arnot Meyers produzieren nur etwa 4 Fässer jährlich von diesem Wein. Die Inspiration kam vom süditalienischen Falanghina und er wird im Restaurant zu grünem Spargel mit Tofu serviert. Subtile Noten grünen Gemüses klingen an, mit einer Herznote von Sesam. Eingehüllt in den leichten Hauch von süßen Meyer-Zitronen. Die beinahe cremige Textur erinnert an einen großen Chablis und lässt diesen ganz besonderen Wein noch lange in Erinnerung bleiben, wenn man denn zu den glücklichen gehört, die eine der begehrten Flaschen bekommen können. Auch hier empfiehlt es sich, den Wein nicht zu kalt zu servieren, um die vollen Aromen dieser einzigartigen Abfüllung genießen zu können. Zwischen 8-10°C sind empfohlen.

If you’re going to San Francisco – don’t forget Sonoma!

Scott McKenzies berühmtes Lied verdient diese Ergänzung. Wenn im September die wichtigsten Köpfe der kulinarischen Welt zusammenkommen, um bei den #50BestTalks, präsentiert von Miele, über das Thema Diversität zu diskutieren, dann ist das Sonoma County sicherlich eines der gelungensten Beispiele. Ein Natur- und Kulturraum voller kleiner Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Von Weinen und Feldfrüchtenüber einfache Restaurants bis zur gehobenen Spitzengastronomie – der Norden Kaliforniens ist Weltklasse.

Übrigens: 30 Jahre nach dem den „Urteil von Paris“ fanden sich erneut bekannte Weinkritiker und Sommeliers zusammen, um dieselben Jahrgänge der berühmten Bildverkostung von Paris noch einmal zu wiederholen.

Es mag nicht verwundern – der Ausgang blieb derselbe. 

Autor: Philipp Gosselck